SLICE Pocket Guide #04 Berlin: Tipps für das Gallery Weekend Berlin


Frühling in Berlin – das heißt: Eintauchen in eines der bekanntesten Galeriewochenenden der Welt. Mit über 50 teilnehmenden Galerien sowie zahlreichen Artist Talks, Pop Up-Ausstellungen, Performances und Off Spaces lockt das Gallery Weekend Berlin Kunstenthusiast*innen aus aller Welt in die deutsche Hauptstadt.

Um an diesem prall gefüllten Wochenende nicht den Überblick zu verlieren, haben wir vier Insider*innen der Kunstbranche gefragt, wo es wirklich interessant wird und wo ihr auch mal entspannt die Füße hochlegen könnt. Hier kommen die Tipps von Johanna Neuschäffer, Jagoda Bednarsky & Felix Kultau und Julia Meyer-Brehm – für euer perfektes Gallery Weekend in Berlin!

JOHANNA NEUSCHÄFFER

ist studierte Kunsthistorikerin und Volkswirtin. Sie arbeitete zunächst über zehn Jahre in der Berliner Galerie EIGEN + ART. Dort lernte sie auch Anne Schwanz kennen, mit der sie 2018 OFFICE IMPART gründete. Mit dem Galerieumzug nach Moabit gehören die Galeristinnen zu den Vorreiterinnen der Stadtteilentdecker*innen.


SLICE: Deine drei Lieblingsorte in Berlin?

Johanna: Morgens ein schneller Kaffee und Zeitung im Galão am Weinbergsweg. Samstags Mittagessen in der Arminiusmarkthalle in Moabit – für jeden was dabei, und ein bisschen altes Berlin mit den 3 Damen vom Grill.

Sonntags Flohmarkt am 17. Juni und danach auf den Fußballplatz: ich spiele immer noch bei Berolina Mitte oder fahre zum anfeuern zum FC Viktoria in Lichterfelde. 
Dinner unkompliziert und exquisit im Trio – oder als spontane Walk-in-Alternative Bertie

Und in Charlottenburg pars Restaurant von Kristiane Kegelmann.

S: Auf welche Events und Ausstellungen freust du dich – neben deiner eigenen – zum Gallery Weekend am meisten? Was sollte man auf keinen Fall verpassen?

J: Ich bin sehr gespannt auf die Ausstellung von Klára Hosnedlová im Hamburger Bahnhof. Außerdem freue ich mich auf das Programm im Studio IIII auf der Potsdamer Straße – eine Mischung aus Bar, Club und Ort für immersive, medienbasierte und digitale Kunst. Am 2. Mai zeigen wir dort auch nochmal von 16-18 Uhr Jan Robert Leegte und das ganze Programm findet man sicher auf der Website oder Instagram.

S: Für manche ein Übel, für manche eine Köstlichkeit. Für dich eher: Berliner Weisse oder Berliner Luft? Currywurst mit Darm oder ohne? Döner oder Halloumi?

J: Berliner Luft, Currywurst mit Darm und mittlerweile lieber Falafel – bei Humbaba auf der Turmstraße ist er zum Beispiel unschlagbar.

S: Früher hat in Berlin gefühlt jede Woche eine neue Location an irgendeiner Ecke aufgemacht und manch eine Lokalität ist zum Hotspot der Kunstszene avanciert (solange sie existiert hat).

Frühling 2025: Was geht da?

J: Studio IIII bleibt spannend als ein Konzept, das Berlin gerade guttut! 
Und Moabit verdient eine Chance – erstaunlich gute Lage, es gibt viel Bewegung im Viertel und erste Galerien sind neben uns ja auch schon in der Gegend, wie zum Beispiel alexander levy. 

S: Das Gallery Weekend Berlin gilt als das erste seiner Art und das Format ist mittlerweile auf der ganzen Welt zu finden. Sind dir bei Deinen Kunstreisen oder Recherchen zuletzt andere wegweisende „Formate der Zukunft“ ins Auge gesprungen?

J: Ich finde die Idee von Various Others in München oder Constellations in Warschau super, also die Idee, Galerien aus anderen Städten in die eigenen Räume einzuladen. Das Gallery Weekend ist für Berlin ein super Format und was in den Wilhelm Hallen passiert auch. Es braucht aber noch mehr Vermittlung und Vernetzung zu anderen Branchen, damit eine noch breitere Gesellschaft Lust auf zeitgenössische Kunst und Kultur bekommt und versteht, wie wichtig sie auch für die Entwicklung einer Gesellschaft ist. Aktuell mehr denn je. 

SLICE Art Walk: Führung und Tour zum Gallery Weekend Berlin.

JAGODA BEDNARSKY &
FELIX KULTAU

leben und arbeiten gemeinsam in Berlin. Sie absolvierten ihr Kunststudium an der Städelschule in Frankfurt a.M. und präsentieren ihre Kunst regelmäßig sowohl einzeln als auch im Duo in nationalen und internationalen Ausstellungen. Bednarskys Malerei und Kultaus Skulpturen ergänzen sich dabei zu einer vielschichtigen Auseinandersetzung mit Themen wie Nostalgie, Körperbildern und Konsumkritik.


SLICE: Was sind eure drei
Lieblingsorte in Berlin?

Jagoda & Felix: Um die Sonne zu genießen gehen wir gerne zur Sandgrube im Grunewald. Gute Drinks in netter Gesellschaft gibt es in der Victoria Bar.
Das Bestes Eis Berlins findet man bei Hokey Pokey in Mitte und Prenzlauer Berg (kein Geheimtipp aber so gut!), Duo Sicilian Ice Cream in Prenzlauer Berg und Kreuzberg. Und die leckersten Pistaziencroissants gibt es im Espresso Bar + Deli in Schöneberg!

S: Auf welche Events und Ausstellungen freut ihr euch zum Gallery Weekend am meisten? Was sollte man auf keinen Fall verpassen?

J & F: Im Gropius Bau wird am Freitag, 02.05. Yoko Onos Performance „Cut Piece“ von Peaches aufgeführt. Das schauen wir uns auf jeden Fall an.

Cyprian Gaillards Einzelausstellung bei Sprüth Magers und Babette Sommer im Studio Hannibal sollte man auch nicht verpassen.

Und dann gibt es noch unser Open Studio bei uns im Atelier in Wedding, U-Bahn Nauener Platz. Wer vorbeikommen will kann sich gerne bei uns über Instagram melden!

S: Wo bekomme ich die beste Stärkung um einen langen Tag des Gallery Hoppings gut zu überstehen?

J & F: Unsere liebsten Orte für einen Snack oder schnellen Lunch zwischendurch sind: Magic John‘s Pizza (in Mitte), Son Kitchen (Potsdamer Straße) oder Maria Bonita (Prenzlauer Berg).

S: Das Gallery Weekend beginnt inoffiziell mittlerweile ja schon Donnerstags. Stürzt ihr euch Sonntags dann auch nochmal ins Kunstgetümmel oder habt ihr einen anderen Tipp für einen sonnigen Sonntag?

J & F: Wer Lust auf Natur und Zeit hat, fährt bei schönstem Wetter an den Liepnitzsee. Wer Kids dabei hat, geht zum spektakulären Harry-Potter Spielplatz in Schöneberg. Sonst macht die Potsdamer Straße auch sehr viel Spaß an einem Sonntagnachmittag.

SLICE: Geführte Kunsttour in Berlin zum Gallery Weekend. Wir lieben Kunst Touren.

JULIA MEYER-BREHM

kennt als Berlinerin wirklich jeden (Kunst-) Fleck dieser Stadt. Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und Kulturredakteurin schreibt, moderiert und konzipiert für alle klassischen und neuen Medien und ist derzeit u.a. jeden Mittwoch auf radio3 in der Sendung „Entschlüsselt“ zu hören. Die Verbindung von Popkultur und Kunst erforscht sie im Lichte einer explorativ-humorvollen Art und Weise auf ihrem Instagram-Kanal.


SLICE: Deine drei Lieblingsorte in Berlin?

Julia: Ich fürchte, es sind alles Grünanlagen: der Körnerpark in Neukölln (Tipp: in der Galerie im Körnerpark Kunst gucken), der Britzer Garten (großartige Architektur: das Café am See von Engelbert Kremser) und der Volkspark Wilmersdorf (man findet mich mit Schorle und Buch im Biergarten LAAX).

S: Neben dem offiziellen Programm des GWB gibt es auch viele Satelliten-Events undAusstellung. Was sollte man nicht verpassen?

J: Kein Geheimtipp mehr, aber das Sellerie Weekend bietet ein super Off-Programm für Berliner Projekträume. Angucken werde ich mir zum Beispiel „Die gelben Seiten“, organisiert von raumwww in einer Neuköllner Telefonzelle, und Catharina Szonn im kleinen aber liebevoll kuratierten Projektraum zqm. Und auch die Solo-Ausstellung „Minotaurs“ von Daniel Spivakov im ehemaligen KOW in der Lindenstraße steht auf meiner Liste.

S: Für manche ein Übel, für manche eine Köstlichkeit. Für Dich eher: Berliner Weisse oder Berliner Luft? Currywurst mit Darm oder ohne? Döner oder Halloumi?

J: Boulette mit Kartoffelsalat und ne Fassbrause, bitte!

S: Das GWB beginnt inoffiziell mittlerweile ja schon vor dem Freitagabend. Stürzt Du Dich auch am Sonntag nochmal ins Kunstgetümmel oder hast Du einen anderen Tipp?

J: Am Sonntag begehe ich üblicherweise (Innen-) Stadtflucht und erkunde die grünen Berliner Randbezirke. Dort locken ebenfalls tolle Schauen: Ull Hohn im Haus am Waldsee, „Tea and Dry Biscuits“ im Georg-Kolbe-Museum und die frisch eröffnete Ausstellung „Rushes“ bei Fluentum.

Johanna Neuschäffer
Johanna Neuschäffer
Jagoda Bednarsky & Felix Kultau
Jagoda Bednarsky & Felix Kultau
Julia Meyer-Brehm
Julia Meyer-Brehm